Carl's Notes
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Ihr Whiskyfass in Flaschen abfüllen

Diese Anleitung habe ich für meine Kunden geschrieben, die mit Das Cask ein Whiskyfass bei mir bestellt hatten. Wenn Sie auch Besitzer:in eines eigenen Whiskyfasses sind, kann diese Anleitung trotzdem noch hilfreich sein.

Einleitung

Ihr Whisky ist nun reif? Herzlichen Glückwunsch! Bald werden Sie eine Sammlung Flaschen eines absolut einzigartigen Whiskys vor sich haben.

Feiern Sie die Gelegenheit: Laden Sie Freunde ein, und machen Sie aus der Abfüllung ein spannendes, freundschaftliches Event.

Diese Anleitung ist in drei Teilen gegliedert.

  1. Solange der Whisky noch nicht reif ist, gebe ich Ihnen ein paar Tipps mit auf dem Weg, wie Sie die Reifung optimal begleiten können.
  2. Wenn der Moment gekommen ist, den Whisky abzufüllen, sollten Sie erstmal die Abfüllung Planen und die richtige Anzahl von Flaschen und Etiketten beschaffen.
  3. Im letzten Teil erkläre ich Ihnen, wie genau die Abfüllung möglichst praktisch stattfindet.

Gelegentlich habe ich Produkte verlinkt, um Ihnen die Beschaffung möglichst einfach zu machen. Es sind keine Werbelinks, lediglich praktische Empfehlungen.

Ich wünsche noch viel Vergnügen mit Ihrem eigenen Whiskyfass und eine wunderbare Entdeckungsreise, bis hin zum fertigen Whisky.

Ihr Carl Seleborg

Inhalt

Das Fass richtig lagern und die Reifungüberwachen

Das Fass sollten Sie möglichst in einem kühlen Raum lagern, wie z.B. im Keller. Der Angel's Share, also die Verdunstung, hängt von der Temperatur, aber auch von der Luftfeuchtigkeit ab: bei feuchterer Luft wird der Alkoholgehalt leicht sinken, bei trockener Luft kann er sogar steigen, wenn mehr Wasser als Alkohol verdunstet. Beides ist in Ordnung, der Whisky ist schließlich ein Produkt des Ortes, an dem er reift.

Bitte tragen oder heben Sie das Fass nie allein. Holen Sie sich bitte hilfe! So vermeiden Sie Verletzungen und ggf. auch Schäden am Fass oder Verluste.

Der Reifeprozess ist komplex und überraschend. Der Whisky kann im Mai holzig und kantig wirken, und im September absolut fantastisch schmecken. Neben dem Einfluss des Holzes finden auch unabhängig vom Fass chemische Reaktionen statt, die zur Weiterentwicklung des Geschmacks beitragen. Da Sie nun Ihr Fass bei sich haben, sollten Sie die Gelegenheit nutzen und oft probieren. So machen Sie sich noch besser mit dem Reifeprozess vertraut und können besser beurteilen, wann der richtige Moment gekommen ist.

Nehmen Sie sich Zeit. Probieren Sie, wenn Sie gute Laune haben und nicht zu müde sind oder unter Zeitdruck stehen. Schreiben Sie Ihre Eindrücke auf, aber vermeiden Sie es, die Notizen von der letzten Beprobung vorher zu lesen.

Um bequem den Whisky aus dem Fass für eine kleine Probe zu heben, haben sich 10 ml-Glaspipetten mit Pipettierball bewährt. So probieren Sie immer die gleiche Menge und können die Erfahrungen besser vergleichen. Achten Sie darauf, die volle Pipette nicht umzudrehen, da sonst Gummi und Alkohol in Kontakt kämen, was nicht zu empfehlen ist. Nach verwendung machen Sie dreimal die Pipette mit Wasser voll und wieder leer und lassen sie ohne Pipettierball abtrocknen, mehr ist nicht nötig.

Die Abfüllung planen

Wenn der Zeitpunkt für die Abfüllung gekommen ist, werden Sie Flaschen, Etiketten und Siegelwachs (o.Ä., siehe unten) in ausreichender Menge beschaffen müssen. Um die Menge möglichst genau zu ermitteln, müssen Sie im ersten Schritt einmal den Inhalt des Fasses abwiegen, den Alkoholgehalt bestimmen, undüberlegen, in welche Flaschengröße und mit welcher Alkoholstärke Sie den Whisky am Ende abfüllen werden. Auf dieser Seite habe ich ein Tool eingebaut, das Ihnen anschließend die Berechnungen erheblich erleichtert.

Menge an fertigen Whisky berechnen

Für diesen Schritt brauchen Sie:

Fassinhalt abwiegen

Als erstes, wiegen Sie das volle Fass (mit Spund) auf einer Personenwaage und notieren Sie das Gesamtgewicht.

Besorgen Sie sich einen Eimer oder Topf mit 30 Liter Fassungsvermögen (oder mehrere kleinere Behälter) und eine günstige Handfasspumpe: Das ist mit Abstand der einfachste und sauberste Weg, den Whisky ohne Verluste aus dem Fass zu bekommen. Kippen geht auch, zur Not.

Wenn das Fass leer ist, wiegen Sie es erneut (mit Spund). Die Differenz zum vollen Gewicht entspricht dem Gewicht des Alkohols. Schreiben Sie diese Angabe sorgfältig auf.

Nun kann der Whisky zurück ins Fass, bis die Materialien für die Abfüllung vorhanden sind.

Alkoholgehalt ermitteln

Den Alkoholgehalt, der in Verbindung mit dem Gewicht verrät, wie viele Flaschen Sie brauchen, kann u.U. die freundliche Kleinbrennerei im Nachbardorf, Ihre Apotheke des Vertrauens oder im Zweifelsfall jedes Lebensmittellabor vornehmen.

Wenn Sie es nicht so genau wissen brauchen, ist 63% Vol. ein sinnvoller Ausgangswert (Der wahre Alkoholgehalt wird davon um maximal um 2 bis 3 Prozentpunkte abweichen.)

Mit welcher Alkoholstärke soll Ihr Whisky abgefüllt werden?

Die Entscheidung, den Whisky zu verdünnen und somit den Alkoholgehalt auf Trinkstärke herabzusetzen, beeinflusst die Anzahl der Flaschen, die Sie benötigen.

Für den eigenen Verbrauch empfiehlt sich, den Whisky unverdünnt abzufüllen. So können Sie, je nach Laune, Ihren Whisky selbst im Glas jedes Mal so verdünnen, wie Sie ihn haben möchten.

Wenn Sie Ihren Whisky verschenken möchten, vor allem an Personen, die nicht unbedingt erfahrene Whiskytrinker sind, ist es ratsam, den Whisky auf Trinkstärke zu reduzieren, z.B. 46% Vol. oder sogar 42% Vol. Mit diesem kleinen Tool und einer Küchenwaage können Sie verschiedene Alkoholstärken ausprobieren.

Wenn das Wasser aus Ihrer Leitung geschmacksneutral ist, können Sie es ohne Bedenken verwenden. Ist dies nicht der Fall, bietet destilliertes Wasser (z.B. im Kanister aus dem Baumarkt) eine gute Alternative dar.

Anzahl der Flaschen berechnen

Nun müssen Sie nur noch entscheiden, wie großdie Flaschen sein sollen. Mit diesem letzten Parameter können Sie die Anzahl der benötigten Flaschen berechnen:

kg
kg
kg
% Vol.
% Vol.
ml
kg
kg
Liter

Es bleiben ca. ml übrig.

Materialien für die Abfüllung beschaffen

Flaschen

Flaschen können von mehreren Webshops online bequem bestellt werden. Einige Beispiele sind:

Welche Flasche Sie benutzen ist natürlich Geschmackssache. Dennoch kann man ein paar Punkte bedenken:

Unten noch ein paar Empfehlungen von uns aus dem Sortiment von Flaschenland.de. Wenn ein Modell dort ausverkauft ist, kann sich erfahrungsgemäßein Anruf dort lohnen, da der Webshop nicht immer aktuell ist. Achten Sie darauf, dass die Flaschen mit dem passenden Verschluss verschickt werden. Ggf. müssen Sie den Verschluss getrennt in den Warenkorb packen.

Elegant.   Für unsere Anteilsfässer (“Ensemble”) haben wir die schwere, hochwertige Flasche “Amarillo” gewählt. Es gibt sie in 700 ml und 500 ml-Ausführung.

Klassisch.  Die Flasche “Aberdeen” (700 ml) ist die traditionelle Variante für Schottische Whiskys.

Modern.  Die etwas modernere Flasche “Aventura”, die wir für unsere kleinen 50 ml-Jahresproben verwendet haben, gibt es in vielen verschiedenen Größen.

Versiegelung

Die Versiegelung schützt vor Verdunstung, wenn der Whiskyüber eine längere Zeit gelagert werden soll, und rundet die Optik der Flasche ab.

Am einfachsten, jedoch nicht ohne einen gewissen Flair, versiegeln Sie die Flaschen mit Siegelwachs, das Sie bei Amazon oder, mit mehr Auswahl, bei siegel-wachs.de oder margreiter-shop.de kaufen können, 500 g Siegelwachs sollten für ca. 25-30 Flaschen ausreichen.

Sie brauchen lediglich einen kleinen Topf, in dem Sie das Wachs 20-30 Minuten auf dem Herd (niedrige Stufe!) erwärmen, bis es flüssig wird. Darin können Sie den Flaschenhals 1 bis 3-Mal tunken, dann anschließend einmal kurz in kaltes Wasser. Bringen Sie mit einem Tuch das Wachs zum glänzen.

Eine Alternative bieten Schrumpfkapseln, die wir Ihnen aber nicht unbedingt empfehlen, zum Einen aus Umweltschutzgründen, aber auch weil man hierfür meist ein Kapsel-Anschrumpfgerät braucht (ein konventioneller Fön reicht hier nicht aus). Mit Schrumpfkapseln wird jedoch dasöffnen der Flaschen etwas einfacher.

Wenn die Optik keine große Rolle spielt, ist auch Parafilm, eine Dehnbare, selbsthaftende Folie, eine Möglichkeit.

Etiketten

Etiketten können Sie in kleinerer Auflage und zu einem vernünftigen Preis bei Etikett.de  drucken lassen.

Gerne stellen wir Ihnen unser eigenes Etikettendesign in drei Farbpaletten zur Verfügung. Das Design bietet auf der rechten Seite Platz für Angaben zum Whisky, die Sie von Hand mit einem dünnen Permanentmarker  auftragen können.

(Wenn Sie die Etiketten nur leicht anpassen möchten, brauchen Sie ggf. die Schriftart "Futura", die viele Designer:innen bereits besitzen.)

Erläuterung der Angaben auf dem Etikett:
Cask no.Die Fassnummer, z.B. 007
Bottle no.Die Nummer der Flasche, z.B. 9 of 35
SpiritDie Torfigkeit des Spirits, z.B. 20% Peated
CaskDie Art des Fasses, z.B. Oloroso Sherry
FilledDer Tag, an dem das Fass befüllt wurde (siehe Urkunde)
BottledDer Tag, an dem das Fass entleert wurde
ContentDie Flaschengröße, in ml, z.B. 700
AlcDer Alkoholgehalt der Flasche, z.B. 63,2
Druckangaben bei Etikett.de (Haftetiketten auf Rolle):
Maße100 x 100 mm
PapierBaumwollpapier 100 g (FSC Mix Credit) (unsere Empfehlung)
FarbenEuroskala (CMYK)
SchutzlackSchutzlack matt
EtikettenformEckig
HeißfolienprägungKeine

Die PDF-Dateien oben entsprechen den Druckdatenanforderungen von Etikett.de. Andere Druckereien können abweichende Anforderungen stellen, insb. bzgl. Anschnitt und Sicherheitsabstand.

Hinweis.   Wenn Sie den Whisky als Unternehmer:in abfüllen lassen, z.B. als Kundengeschenk, sind Sie verpflichtet, den Vorgaben der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung zu folgen. Die Etikettendesigns oben müssen angepasst werden. Holen Sie sich hier bitte den Rat eines Anwalts, der sich mit Lebensmittelrecht auskennt.

Den Whisky abfüllen

Flaschen, Etiketten und Wachs sind vorhanden, die Freunde trudeln ein, es ist Zeit, die Abfüllung vorzunehmen. Sie werden hierfür dieselben Arbeitsmitteln brauchen, wie bei der Planung, sowie mehrere Küchentücher, ein Sieb und ein Lineal oder Zollstock.

Wachs schmelzen.  Stellen Sie gleich einen Topf mit dem Wachs auf den Herd, damit dieses genug Zeit zum schmelzen hat.

Fass entleeren und filtern.   Entleeren Sie erneut das Fass in einen großen Topf oder Eimer. Um die kleinen Feststoffe, die bei der Fassreifung freigesetzt wurden, zu entfernen, legen Sie ein sauberes Küchentuch, mehrfach gefaltet, in ein Sieb und lassen Sie den Whisky einmal durchlaufen.

Verdünnen.   Wenn Sie die Alkoholstärke reduzieren möchten, wiegen Sie die gebrauchte Menge an Wasser ab, wie sie diese oben ermittelt haben, und geben Sie es zum Whisky hinzu.

Musterflasche.   Auf dem Flaschenboden steht oft eine Zahl in mm: Das ist die Füllhöhe, gemessen vom oberen Rand der Flasche (ohne Verschluss). So können Sie eine erste Musterflasche möglichst präzise abfüllen. Danach füllen Sie alle weiteren Flaschen zur selben Füllhöhe.

Restliche Flaschen abfüllen.   Mit einem Topf, einem Messbecher oder einer Karaffe mit ca. 2 Liter Fassungsvermögen, schöpfen Sie nun aus dem großen Topf den Whisky und geben Sie ihn mit einem Trichter in die Flaschen.

Verschließen und versiegeln.   Sind die Flaschen voll, können diese verschlossen und mit dem Wachs versiegelt werden. Wischen Sie Flasche und Wachs mit einem sauberen, weichen Tuch ab.

Etiketten.   Nun können im letzten Schritt die Flaschen etikettiert werden. Legen Sie die Flasche auf ein gefaltetes Handtuch, drehen Sie die Flasche so dass das Etikett nicht auf die Nahten der Flasche angebracht wird, und versuchen Sie, mit dem Etikett möglichst immer die gleiche Stelle zu treffen.

Vermutlich bleibt am Ende ein kleiner Rest: Holen Sie ein paar Gläser, und feiern Sie mit Familie, Freunden oder Nachbarn den erfolgreichen Abschluss dieser Abfüllung.

Slàinte Mhath!